Menschen die in Quarantäne sind…
ein kleiner Erfahrungsbericht und ein paar Gedanken zur Situation. Menschen die in Quarantäne sind, haben natürlich ganz unterschiedliche Herausforderungen. Im unseren Fall, da es uns gesundheitlich gar nicht gut ging, hatten wir weder mit Langeweile zu tun noch haben wir Gedanken daran verschwendet, was wir alles zu Hause aufräumen, umstellen oder verschönern könnten. Wir hatten mehr als damit zu tun, gesund zu werden.
Wir haben uns schon vor unserem Test sofort in Quarantäne begeben. weil unser Erstkontakt positiv getestet wurde und wir somit ganz unvorbereitet und ohne vorher kurz mal einkaufen zu gehen, uns sofort zu Hause isoliert haben.
By the way, hat sich das Gesundheitsamt bis heute zumindest nicht telefonisch gemeldet. Die Post kam ca. 5 Tage nach unserem positiv Test. Die sind am Limit umso wichtiger, dass wir selber unsere Kontaktpersonen informieren. Bei mir waren das nur 2 Personen und diese sind zum Glück nicht angesteckt worden. Vielleicht weil ich IMMER wenn ich nicht zu Hause bin, eine FFP2 Maske getragen habe.
In dieser Zeit (rund um Weihnachten) sind unglaublich viele Menschen positiv getestet worden. Unser naher Verwandter kam auf die Intensiv Station zum Beatmen, Eltern von Freuden sind verstorben – und das obwohl sie keine Vorerkrankungen hatten. Und wie schon erwähnt uns ging es überhaupt nicht gut. Wir haben irgendwie geschaut, dass der Tag rum geht.
Bei diesen Kopf-und Gliederschmerzen war nichts mit Netflix Marathon, ..
Buch lesen oder geschweige denn irgendwas zu machen. Trotz Schmerzmittel haben wir mehr oder weniger den Tag im Bett oder auf dem Sofa verbracht.
Das Essen zuzubereiten für 5 Personen (die wirklich wenig Hunger hatten) war ein Kraftakt. Danach muss man sich erstmal wieder hinlegen. Fix und alle. Als ob man einen Marathon gelaufen wäre. Meine einzige Ablenkung Podcasts und Hörbücher. Die ich immer und immer wieder von vorne hören musste, weil ich ständig dabei eingeschlafen bin. Und das lag bestimmt nicht daran, dass die Themen langweilig waren.
Das 1000 Teile Puzzle war einfach nicht zu schaffen – weder die Konzentration noch die Augen haben mitgespielt.
Meine Symptome:
Kopf-und Gliederschmerzen, Sehstörungen, Schwindel, Geruch- und Geschmacksverlust, Schüttelfrost und Fieber. Nach dem Fieber kam die Müdigkeit und Erschöpfung. Die hält bis heute an obwohl unsere Quarantäne laut Post vom Amt morgen endet. Übrigens an diesen paar Zeilen tippe ich schon 2 Stunden. Alles geht sehr zäh.
Wie organisiert man sich in der Zeit mit Lebensmitteln?
Ganz ehrlich, hätten wir nicht liebe Freude und Verwandte ich wüsste nicht, wie das hätte gehen sollen. Die Slots beim Supermarkt Lieferservice waren alle ausgebucht rund um Weihnachten. Die erste Möglichkeit an Lebensmittel über diesen Wege zu bekommen war am 29. Dezember. Da waren wir schon über eine Woche in Quarantäne. Geschaut habe ich am 21. Dezember ob da eine Lieferung möglich wäre. Die 2. Lieferung habe ich heute erhalten. Dazwischen habe ich ständig geschaut aber es war nie ein Lieferzeitpunkt frei.
Jeden Tag Lieferservice? Also bei 5 Personen und 10 Mahlzeiten pro Tag keine Alternative, wenn man nicht gerade im Lotto gewonnen hat :) Wir haben einmal Pizza bestellt und einmal indisch. Weil wir aber keine Kraft hatten, was zu machen – zu diesem Zeitpunkt hat uns auch Schärfe nichts ausgemacht, da wir eh keinen Geschmackssinn hatten. Eigentlich schade um das leckere Essen.
Bei 5 Personen im Haushalt 2 Erwachsene und 3 Teenagern könnt ihr euch gar nicht vorstellen ,was da alles gegessen wurde in den letzten 15 Tagen. Das können sich Singles oder Paare glaube ich nicht vorstellen. Meine Mutter könnte wohl mit dieser Menge locker 2,5 Monate auskommen, was wir in rund 14 Tagen gegessen haben und das obwohl wir nicht wirklich Hunger hatten. Trotzdem braucht der Körper Energie und deswegen wurde hier auch jeden Tag “ordentlich” gekocht.
Ach ja und was uns auch gerettet hat, Marley Spoon Kochboxen (Werbung -weil Markennennung – selbstbezahlt). Da hatte ich für beide Wochen jetzt jeweils 4 Gerichte für 4 Personen. Damit konnten wir gut 4 Mittagessen für uns 5 kochen. Das hatte ich vor unserem Testergebnis bestellt, da ich so wenig wie möglich einkaufen gehen wollte. Das war echt ein glücklicher Zufall.
Kühlschrank und Tiefkühler reichen nicht aus für einen Großeinkauf über 14 Tage für 5 Personen
Daher waren wir froh, dass wir noch vieles zu Hause hatten, und dass alle paar Tage jemand für uns einkaufen gegangen ist. Und wir haben viele Lebensmittel auch einfach auf die Terrasse in Kisten gestapelt. Das wäre im Sommer wohl nicht gegangen. Ach ja und nicht zu vergessen unsere lieben Hühner, die uns fast täglich mit Eiern versorg haben.
Essenstechnisch haben wir uns ein bisschen umgestellt.
Gerichte die man gut vorkochen konnte während der Quarantäne
- alle Arten von Suppen ( am liebsten Hühnersuppe, aber auch Minestrone, Kartoffelsuppe und Linsensuppe)
- spanischer Kichererbseneintopf (Cocido)
- Pastagerichte – Lasagne war hier der Renner. Auch noch mal warmgemacht am nächsten Tag voll ok.
- Spanische Tortilla hält sich super ein paar Tage
- Rohkost in Massen geschnippelt und als kleiner Vitaminkick zwischendurch
- kleine panierte Schnitzel – auch kalt voll ok
Alle anderen Mahlzeiten haben wir so zubereitet, dass wir möglichst keine Reste hatten. Mangels Platz im Kühlschrank.
- total gerne gegessen wurden kleine Empanadas (Teigtaschen mit Füllung) ich glaube die Erinnerung an den Geschmack hat gut getan.
- Gemüse auch ungeliebtes von einigen Familienmitgliedern wurde gegessen, da eh kein Geschmacksinn vorhanden und mir war es wichtig, viel Gemüse zu essen. Der Renner hier: Tomaten und Paprika. Also wurde Rosenkohl, Mangold, Zucchini. Pak Choi und noch mehr als Beilage oder als Quiche gereicht. Kam besser an als sonst :)
- ach ja und Blätterteig kam oft und gerne auch zum Einsatz
Ich habe ziemlich viele Aufbackbrote liefern lassen und war jedesmal sehr froh, über liebe Freundinnen, die uns mit frischen Semmeln und Brot versorgt haben. Wir haben auch Brot selbst gebacken.
Jede Menge Stullen wurden hier in den letzten 15 Tage geschmiert und gegessen. Da hat jeder so seine eigenen Vorlieben. Komisch auch wenn man keinen Geruch- und Geschmacksinn hatte. Wobei bei den Kindern hat das nur ein paar wenige Tage angehalten. Bei uns Erwachsenen deutlich länger. Jetzt gerade können wir schon ein bisschen was riechen aber es schmeckt immer noch alles nach nichts.
Was war uns noch so wichtig?
Viel Vitamin C (in Form von Lebensmitteln und Tabletten ) und unsere Vitamin D Depots noch einmal verstärkt aufgefüllt.
Dazu haben wir wie im Winter aber auch sonst regelmässig Zinktabletten zu uns genommen.
Sehr oft am Tag das Haus komplett quergelüftet. Bestimmt 10 Mal am Tag.
So das war jetzt viel Text.
Ich wünsche wirklich keinen so eine Quarantäne. Und falls ja hoffe ich, dass diejenigen auch liebe Freunde und Verwandte haben, die einem helfen und unterstützen. Ohne wäre es bei uns echt nicht gegangen.
Mehr denn je ist es wichtig, im Kontakt zu bleiben – ich musste oft darüber nachdenken, was diejenigen machen, die vielleicht keinen so großen Freundeskreis haben oder vielleicht sogar gerade erst umgezogen sind und nicht über ein tolles Netzwerk verfügen. Mehr denn je finde ich die Idee mit Nachbarschaftshilfe (es gibt ja auch Apps) eine wirklich sinnvolle Sache.
Menschen die in Quarantäne sind, freuen sich wirklich über jedes Hilfsangebot – auch wenn man es evtl. gerade nicht braucht, ist es ein stärkendes Gefühl zu wissen, dass es da Menschen gibt, die sich wirklich um einen Sorgen und einen immer und jederzeit helfen würde. Das hat mich in den letzten 15 Tagen schon mehrfach zu Tränen gerührt. Ich kann mich wirklich mehr als glücklich schätzen so tolle Menschen um mich herum zu haben.
Das war jetzt echt viel Text. Ob das jemand bis zum Schluss gelesen hat? Bin gespannt.
Bis morgen. Herzliche Grüße von Emma
Paula meint
Ach du Liebe, das hört sich sehr schwierig an. Ich hoffe ihr seid wieder alle wohlauf und fit? Meine Freundin erkrankte im November an C. Sie wurde durch den Betrieb in dem sie arbeitet drei Mal täglich mit Mahlzeiten versorgt. Gott sei Dank! Ich habe sie ein- bis zwei Mal täglich telefonisch kontaktiert und ein bisschen geplaudert mit ihr. Aber sie war sehr schwach und emotional sehr angeschlagen. Daher kann ich deine Tipps nur unterschreiben. Immer wieder melden, durch kleine Aufmerksamkeiten, Anrufe, Geschenke oder Einkäufe.
Ich wünsche Euch alles Gute.
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Paula
emma meint
ja das unterschätzt man wie wichtig es doch ist, zu wissen, dass da Menschen sind, die an einen denken… das emotionale ist wirklich auch eine harte Nuss…